VGF-Geschäftsführer Michael Rüffer hat am Donnerstag, 19. Dezember 2019, eine Förderurkunde im Rahmen der Förderrichtlinie „Digitalisierung kommunaler Verkehrssysteme“ entgegen genommen. Der Bescheid wurde von Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer im Berliner Bundesministerium für Verkehr und Digitale Infrastruktur übergeben und beläuft sich auf rund 12 Millionen €. Bundesminister Scheuer lobte, daß die VGF mit ihrem Projekt „Digital Train Control“ effiziente und kreative Ideen für eine nachhaltige Mobilität der Zukunft umsetze. Durch Modernisierung und Stärkung des öffentlichen Verkehrs werde auch ein wichtiger Beitrag zur Minderung der Luftschadstoff-Belastung in Frankfurt geleistet.
Für die VGF bedeutet die Förderung konkret den Anschub zur Modernisierung ihrer Zugsicherung im U-Bahn-Netz mit einem digitalen „CBTC“-System. „CBTC“ ist die Abkürzung für „Communication Based Train Control“. Dahinter verbirgt sich eine digitale Zugsicherung, die das bisherige System bei der VGF komplett ersetzen soll. Der mehrstufige Einbau erfolgt im fahrenden U-Bahn-Betrieb.
„Communication Based Train Control“
Unter „CBTC“ versteht man ein komplexes System von digitalen Signalen und Meldungen, die Fahrzeuge und Strecke permanent miteinander austauschen. Verschiedene Komponenten auf der Strecke und im Fahrzeug machen diese funkbasierte, bidirektionale Datenkommunikation zwischen Zug und Infrastruktur möglich, bei der Fahrweg-Informationen über Funksystem auf die Züge übertragen werden.
Diese Übertragung ermöglicht den Verzicht auf die bisher üblichen Signale, was Instandhaltungskosten reduziert. Darüber hinaus kann die VGF mit der digitalen Zugsicherung die Leistungsfähigkeit ihrer Strecken erhöhen, insbesondere in den Tunneln. Denn ein „CBTC“-System ermöglicht das Fahren im sogenannten „wandernden Raumabstand“, wodurch die Züge im Bremswegabstand fahren statt wie derzeit in Blockabschnitten. Damit sind kürzere Zugfolgen möglich, wodurch die VGF die Kapazität zum Beispiel auf der „A-Strecke“, wo die Linien U1, U2, U3 und U8 verkehren, um bis zu 25 Prozent steigern kann – ohne Aus- oder Neubau von Gleisen und Tunneln.
Die moderne und leistungsfähige Zugsicherungstechnik sorgt aber nicht nur für mehr Züge auf der Strecke, sondern auch für eine größere Taktgenauigkeit. Sie ermöglicht energieeffizienteres Fahren – Einsparungen von bis zu 15 Prozent sind möglich – und einen verbesserten Passagierkomfort durch sanfteres Beschleunigen und Bremsen. Das verringert außerdem den Verschleiß von Fahrzeugen und Schienen.
Insgesamt können mit einer „CBTC“-Zugsicherung Kapazität und Attraktivität des U-Bahn-Systems gesteigert werden, womit der Anteil des schienengebundenen ÖPNVs am städtischen Verkehr vergrößert werden soll. Das wird unmittelbar zu einer Verringerung von Schadstoffemissionen beitragen und damit für sauberere Luft in der Stadt sorgen.
„Digital Train Control“
Bei der VGF heißt das Projekt zur Einführung eines „CBTC“-Systems „Digital Train Control“ und die Grundlagen wurden seit rund anderthalb Jahren geschaffen. „Digital Train Control“ zeichnet sich durch eine Verknüpfung von ÖPNV mit dem motorisierten Individualverkehr (MIV) aus, also einer Verbindung moderner Zugsicherung mit der Schaltung von Ampeln, was wiederum Teil und Voraussetzung für ein modernes städtisches Verkehrsmanagement ist. Für digitale Zugsicherung und die innovative Verknüpfung mit dem MIV sind ein zentraler Verkehrsleitrechner und „On-Board“-Geräte („OBU“) zur Nachrüstung der U-Bahn-Fahrzeuge notwendig. Rechner und „OBUs“ fördert der Bund mit den genannten 12 Millionen €, sie sind Teil des von VGF und Stadt Frankfurt initiierten Vorhabens „Frankfurt-MIND“, mit dem die Voraussetzungen für ein multimodales, intelligentes, nachhaltiges und digitales Mobilitätsangebot in Frankfurt geschaffen werden sollen. Ziele sind die Beschleunigung des ÖPNV und seine Kapazitätserhöhung, so daß Verkehr von der Straße auf die Schiene, von Autos auf Bahnen verlagert wird. Dadurch soll der Ausstoß von NOX und CO2 verringert werden.
Nachhaltige Mobilität ist öffentlich
Die Ablösung der alten Zugsicherung durch ein digitales System ist nicht nur eine technische und betriebliche Notwendigkeit, sondern muß auch vor dem Hintergrund sich ändernder Mobilitätsanforderungen gesehen werden. Ohne den leistungsstarken ÖPNV ist eine Verkehrswende auf regionaler oder auch lokaler Ebene nicht möglich. Für einen Verkehrsbetrieb wie die VGF heißt das, mit einem modernen Zugsicherungssystem Takte zu verdichten, Kapazitäten zu steigern und die Qualität des Angebots insgesamt zu verbessern – nicht nur im Rahmen von Neubauprojekten und mit neu beschafften Fahrzeugen, sondern auch auf bestehenden Strecken und mit den vorhandenen Bahnen.
Mit der Förderung des Projekts „Digital Train Control“ durch den Bund wird die VGF die digitale Zugsicherung bei der U5-Verlängerung ins Europaviertel einbauen und – nach derzeitigem Plan – 2024 in Betrieb nehmen. Danach ist vorgesehen, die gesamte „B-Strecke“ (U4 und U5) mit dem System auszurüsten. Im Endzustand strebt die VGF an, die Zugsicherung auf allen neun Linien ihres U-Bahn-Systems zu digitalisieren und mithin zu modernisieren. Hierzu laufen aktuell Klärungsgespräche mit den Entscheidungsträgern, eine Entscheidung könnte im nächsten Jahr fallen. Zurzeit bereitet die VGF die Ausschreibung für das Zugsicherungssystem der Zukunft vor, sie soll bis März 2020 erfolgen.
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