Die Oberleitung wird von unserer Schwestern-Meisterei betreut. Bei Störungen helfen wir aber aus, da wir nicht nur Fahrstromtechniker, sondern auch Oberleitungsmonteure sind. Aufgrund unserer Berufsausbildung sind wir aber hauptsächlich in der Fahrstromversorgung unterwegs. Damit Strom fließen kann, braucht man immer einen Plus-Pol und einen Minus-Pol. Der Plus-Pol ist die Oberleitung, der Minus-Pol die Schiene. Damit Strom fließt, muss der Stromkreis geschlossen sein. Somit ist ebenfalls unsere Kernaufgabe die Rückleitung und Bahnerdung.
Hierzu müssen wir jede Menge Kabel und elektrische Sicherungen betreuen. Im Übrigen funktioniert der Auto-Scooter auf dem Rummelplatz genauso wie eine Straßenbahn. Ihr könnt ja mal darauf achten. Der Boden ist aus Metall und oben hängt ein großes Netz aus einem stromleitenden Material und das Auto hat eine ganz lange Antenne mit einem Fühler.
Neben dem Fahrstrom, habe ich aber noch zwei weitere Aufgaben. Ich bin Reserve-Fahrer. Neben Probefahrten für meine Hauptaufgabe, unterstütze ich den Betrieb, in dem ich ab und zu auch Linienzüge fahre. Zu finden bin ich auf allen Linien, da ich nicht so häufig fahre, habe ich keine Lieblingslinie, ich freue mich immer, wenn ich was Fahren darf und das am liebsten nachts.
Ebenfalls bin ich im Verkehrsmuseum tätig, hier bin ich gern für´s „Grobe“ tätig, besondere Aufgaben oder Sonderfahrten. Corona hat nicht nur uns Menschen Probleme gemacht. Die VGF hat eine große Flotte an Oldtimer-Fahrzeugen. Fahrzeuge, egal ob Autos, Flugzeuge oder Bahnen dürfen nicht so lange stehen, sonst kriegen sie sogenannte Standschäden. Damit wir aber noch lange Freude mit unseren Schaltradwagen, den Ebbelwei-Express oder Frankfurts allerersten U-Bahnen haben, fahren viele Freiwilligen sonntags auf den sogenannten Bewegungsfahrten und schenken den historischen Wagen etwas Auslauf. Gleichzeitig testen wir sie auf Herz und Nieren.
Was sind die Voraussetzungen für deinen Job?
Die Voraussetzung für meinen Job ist eine abgeschlossene Berufsausbildung als Mechatroniker oder Elektriker. In meinem Fall habe ich die Ausbildung des Mechatronikers durchlaufen, ebenfalls bei der VGF, beziehungsweise bei den Stadtwerken. In der Ausbildung habe ich sämtliche technische Abteilungen kennengelernt, doch bei der Fahrstromtechnik hat es mir am besten gefallen und ich hatte das Glück, dass es eine Übernahmemöglichkeit nach der Ausbildung gab. Nachdem ich dann eine Zeitlang Fahrleitungsmonteur und Energieelektroniker war, habe ich nach und nach die Führung in einer der Meistereien übernommen. Für die Leitung gehört aber noch eine weitere Klassifizierung dazu. Hierzu muss man einen Meister-Titel haben oder etwas gleichwertiges. Ich persönlich studiere neben der Arbeit und bringe daher einige Qualifikationen mit. Man lernt also selbst nach der Schule niemals aus.
Für das Fahren ist eine Fahrberechtigung nötig. Diese hatte ich zuerst für alle Wagentypen für Probefahrten, da wir ja auch an die Gleise manchmal müssen und abgestellte Wagen uns im Weg stehen könnten. Im Nachgang habe ich mich dazu entschieden, meinen Führerschein auf die Fahrgastbeförderung zu erweitern, da mir die Tätigkeit viel Spaß bereitet.
Wie sieht dein Arbeitstag aus?
Mein Arbeitstag beginnt morgens gegen 6 Uhr, ich versuche relativ früh auf der Arbeit zu sein, hier habe ich einen ersten Überblick über die angefallenen Aufgaben, die Nachts entstanden sind. Dann folgt die sogenannte Einteilung. Hier weiß aber jeder was er zu tun hat. Eigentlich werden da nur Sonderaufgaben verteilt. Weiter geht es mit Besprechungen über Prozesse, die die Arbeit erleichtern sollen, Bestellungen, Schulungen oder sogar Baustellen. Letzteres fordert viel Organisation, da sowohl das Material, als auch das Personal geplant werden muss. Oft kommen auch Sonderaufgaben am Tag rein oder Störungen die unseren Bereich, also Fahrstromversorgung oder Oberleitung betreffen. Gegen 15 Uhr endet der Tag. Wenn man Bereitschaft hat, ist man dann bis zum nächsten Morgen in der Bereitschaft, es kann ja schließlich immer etwas passieren. Aber auch nachts, wenn alles schläft sind wir unterwegs. In der Zeit tauschen wir meistens Bauteile und machen Dinge, für die wir tagsüber nicht die Möglichkeit haben. Ich selbst schaue, dass ich immer mal wieder mit die Tätigkeiten begleite um meine Fähigkeiten nicht zu verlernen und um die Kollegen zu unterstützen. Im Grunde bin ich aber mehr in Frankfurt unterwegs als am Schreibtisch.
Wie gefährlich ist dein Job?
Unser Job zählt zu den Extrem-Jobs. An der Oberleitung arbeitet man meistens im eingeschalteten Zustand, um das zu ermöglichen haben wir unsere Turmwagen. Diese können sowohl auf der Straße, als auch auf der Schiene fahren, zusätzlich haben die Fahrzeuge eine isoliert aufgebaute Arbeitsbühne, dadurch ist der Stromkreis nicht geschlossen und man kann dann an der Anlage arbeiten. Deshalb bekommen auch Vögel die auf den Leitungen sitzen keinen Stromschlag, da die Verbindung zum Minus-Pol fehlt. Selbst aber in unserem Hauptaufgabenbereich ist es gefährlich. Strom sieht man nicht, schmeckt man nicht und riecht man nicht. Man fühlt in leider nur. Und dies gilt es unter allen Umständen zu vermeiden. Unsere Bahnen fahren mit 600 V Gleichstrom, also etwas anders als das was aus der Steckdose kommt. Im Grenzbereich haben wir schon Werte über 7000 A abgelesen. Mit solch hohen Strömen kann man Metalle aneinander schweißen!
Was macht deinen Job aus?
Kein Tag ist wie der Andere. Es gibt immer etwas zu erledigen. Jede Baustelle ist anders und natürlich auch jede Störung. In unserer Abteilung ist es niemals langweilig, das macht aber natürlich auch die Kollegen aus. Aber das kennt man ja aus der Schule oder dem Kindergarten, mit seinen Kameraden ist es doch am schönsten. ;-)
Was machst du besonders gerne?
Ich bin unheimlich gerne nachts unterwegs. Ich mag es, wenn die Stadt zum Schlafen kommt und ein kleiner Teil sich darum kümmert, dass am nächsten Morgen wieder alles läuft. Besonders gerne mag ich die Kurzschlussversuche. Hierbei testen wir den Störungsfall, dass bei einem Unfall mit der Oberleitung passiert unsere Anlage richtig und vor allem zuverlässig arbeitet. Wir simulieren also eine Störung. Dies wird immer dann gemacht, wenn was umgebaut wurde. Meistens werden diese Tests in der betriebsarmen Zeit gemacht. Also wenn keine Bahnen fahren. Dann wird es stressig und hektisch, denn jeder Handgriff muss sitzen, jeder im Team muss seine Aufgabe kennen und meistens ist auch noch viel Fahrerei nötig um den richtigen Schaltzustand der Oberleitung und des Fahrstroms zu erreichen.
Was ist dein tollstes Erlebnis in deinem Job?
Wenn es so richtig schlecht läuft,… dann sind wir am Größten!
Wir hatten 2019 eine Großstörung im Bereich Industriehof, also es waren die Linie U6 und U7 betroffen, von der erzähle ich gerne. Es war der heißeste Tag des Jahres und die Störung kam kurz vor Feierabend rein. Betroffen waren zwei Linienzüge die insgesamt 6 Stromabnehmer zerstört hatten, dementsprechend sah auch die Oberleitung aus. Zu dieser Störung sind alle anwesenden Monteure und Führungskräfte gefahren und keiner ist in seinen Feierabend gegangen. Es gibt kleine und große Störungen bei großen Störungen finde ich den Zusammenhalt unserer Abteilung nach wie vor phänomenal. Da ziehen alle mit und das finde ich macht ein starkes Team aus.