Bombenfund, Chemieunfall, Großbrand, Hochwasser - wenn in Frankfurt eine ernsthafte Gefahr für Leben oder Gesundheit droht, sollen so schnell wie möglich alle potentiell Betroffenen gewarnt werden. Und sie sollen erfahren, wie sie sich am besten verhalten. Für Bevölkerungswarnungen vor so genannten nicht-polizeilichen Gefahrenlagen ist die Feuerwehr Frankfurt zuständig. Und diese hat jetzt Warninfrastruktur und Warnmittel bedeutend erweitert.
In der Leitstelle der Feuerwehr in Eckenheim steht eine satellitengestützte und damit ausfallsichere Station für das nationale Warnsystem "MoWaS", die vom Land Hessen zur Verfügung gestellt wurde. Über diese werden eine ganze Reihe von Multiplikatoren angesteuert: Nationale und regionale Radio- und Fernsehsender werden mit den Warnmeldungen zur zeitnahen Weiterverbreitung versorgt, parallel die verfügbaren Warnapps. Und eine weitere Schnittstelle sorgt dafür, dass ab jetzt Warnungen auch über die digitalen Stadtinformationsflächen der Firma Ströer ausgespielt werden.
Mehr als 40 dieser Displays finden sich in Frankfurt allein an den U- und S-Bahngleisen in den Stationen "Hauptwache" und "Konstablerwache" und haben dort einen sehr hohen Wahrnehmungsgrad. Am Hauptbahnhof und am Regionalbahnhof (Flughafen), an vielen weiteren Stationen im Stadtgebiet sowie in den großen Malls sendet Ströer ebenfalls seine Contentschleifen aus Werbung, Nachrichten und Wetter – und im Fall des Falls eben auch die Warnmeldungen. Insgesamt sind in Frankfurt 290 dieser digitalen und damit ad-hoc bespielbaren Informationsflächen durch die Kooperation mit Ströer an die Warninfrastruktur angeschlossen.
Ströer verfügt über einen Vertrag mit dem Bundesamt für Bevölkerungsschutz (BBK) und ist damit offizieller Warnmultiplikator. „Dringende Informationen oder Hinweise von Polizei, Feuerwehr und Behörden sollten möglichst zeitnah und zielgerichtet bei der Bevölkerung ankommen – auch, beziehungsweise vor allem – im öffentlichen Raum. Wir freuen uns, dass wir dafür in Frankfurt nun die Voraussetzungen schaffen konnten und unsere digitalen Screens ab sofort den Warnmittelmix sinnvoll ergänzen“, erklärt Alexander Stotz, CEO der Ströer Media Deutschland GmbH. Im vergangenen Jahr unterstützte das Unternehmen so auch das Bundesgesundheitsministeriums und viele Kommunen bei der Pandemie-Kommunikation.
Frankfurt ist die erste Stadt, in der mittels Ströer-Displays in allen drei Gefahrenstufen gewarnt wird. Das Warnsystem "MoWaS" unterscheidet in „Gefahreninformation“ (niedrigsten Stufe, z.B. eine Bombenentschärfung mit einigen Tagen Vorlauf), „Gefahr“ (mittlere Stufe, z.B. Starkregen in kritischen Mengen) und „extreme Gefahr“ (höchste Stufe, z.B. extremes Hochwasser mit akuter Lebensgefahr). Je nach Stufe sind Rundfunksender angehalten, ihr Programm für die Warnung zu unterbrechen oder die Warnung in ihre regulären Nachrichten aufzunehmen. Ebenso sieht die Vereinbarung der Feuerwehr Frankfurt mit Ströer vor, je nach Stufe die Contentschleife zu unterbrechen bzw. die Warnung innerhalb der regulären Schleife auszuspielen.
„Ziel ist, dass im Ereignisfall möglichst viele Menschen mit einer Warnmeldung erreicht werden können. Um dies zu erreichen, muss man heute auf viele Verbreitungswege für eine Warnung setzen“, erklärt Annette Rinn, Dezernentin für Ordnung, Sicherheit und Brandschutz der Stadt am Main. „Die großen Bildschirme an den zentralen Knotenpunkten in Frankfurt sind ideal, nicht zuletzt, um die Pendlerinnen und Pendler oder Reisende zu erreichen, die in Frankfurt unterwegs sind."
Die Verkehrsgesellschaft Frankfurt am Main mbH (VGF) hat der Nutzung der Infoscreens für Bevölkerungswarnungen zugestimmt, ebenso wie die Deutsche Bahn. Die Meldungen, die auf den Displays zu sehen sein werden, sind deutlich als Warnung der Feuerwehr gekennzeichnet und enthalten die wichtigsten Warninhalte: Welche Gefahr ist wo in Frankfurt und was sollen die Bürger tun (oder unterlassen) – etwa unbedingt das betroffene Gebiet meiden.
„Warnung im Krisenfall muss schnell, einfach und wirkungsvoll sein – für die Leitstellenkräfte, die mit MoWaS nur ein System für alle Warnmedien bedienen müssen, und für die Empfänger. Dort die Menschen erreichen, wo sie sind, mit den Medien, die sie im Alltag nutzen bzw. wahrnehmen - das Prinzip ist wichtig beim Thema Warnung“, bestätigt Markus Röck, als Direktionsbereichsleiter bei der Frankfurter Feuerwehr auch für die Krisenkommunikation zuständig. Damit sei die Nutzung der digitalen Flächen in der Stadt sinnvoll und zeitgemäß.
In nicht allzu ferner Zukunft kämen weitere Warnkanäle in den heute bestehenden so genannten Warnmix, ergänzt Markus Röck als Vertreter der Amtsleitung der Branddirektion der Stadt Frankfurt. Z.B. das von der Bundesregierung angekündigte "Cell Broadcast", das Warnungen per SMS an alle Handys schickt, die in einer bestimmten Mobilfunkzelle sind oder das Warnformat "TPEG2-EAW", mit dem Warnmeldungen direkt an Navigationsgeräte im Auto übermittelt werden können.
Ein flächendeckendes Netz von Sirenen soll in Frankfurt auch aufgebaut werden. Diese haben im Moment als einziges Warnmittel die Eigenschaft eines zuverlässigen Weckeffekts, auch weil sie vom Mobilfunknetz unabhängig sind. Sie bleiben eine unerlässliche Rückfallebene wenn alles Digitale versagt. Nach dem Ende des Kalten Krieges abgeschafft, dürfte die neue Sirenen-Generation heute anderen technischen Maßstäben entsprechen. Wie alle anderen Warnkanäle würden auch die Sirenen in Zukunft über die "MoWaS"-Station in der Leitstelle der Frankfurter Feuerwehr ausgelöst. (Quelle: Feuerwehr Frankfurt)