„T-Modell“

Frankfurts neue Straßenbahn

Die Frankfurter Straßenbahn bekommt ein neues Aussehen. Am Freitag, 9. Dezember 2022, wurde der erste von 58 neuen Straßenbahnen der Baureihe „T“ offiziell vorgestellt. Zum Fahrplanwechsel am 11. Dezember geht das Fahrzeug in den Fahrgastbetrieb.

Mit Auslieferung der 2017 ausgeschriebenen „T“-Wagen springt die VGF in eine neue Zeit – auch, was die äußere Form der Fahrzeuge betrifft. Das äußerliche Erscheinungsbild der in den vergangenen Jahrzehnten beschafften Bahnen war – wie fast überall in Deutschland – hauptsächlich von dem Dreiklang „rechteckig, praktisch, gut“ geprägt. Mit den neuen Fahrzeugen geht die VGF zu einem Design über, dass die Modernität des Systems Straßenbahn ebenso zum Ausdruck bringen soll wie den internationalen Charakter der Stadt Frankfurt.

„Wir benötigen einen modernen und attraktiven öffentlichen Verkehr in Frankfurt, denn das Bedürfnis, mobil zu sein, wird in Zukunft nicht geringer. Aber wir müssen Mobilität vom Auto auf U-Bahnen, Straßenbahnen und Busse verlagern. Moderne Fahrzeuge in ausreichender Zahl sind unverzichtbar, um die Mobilitätswende in Frankfurt erfolgreich in die Tat umzusetzen“, sagt Bürgermeisterin Nargess Eskandari-Grünberg zur offiziellen Vorstellung der ersten beiden „T“-Wagen, den Fahrzeugen mit den Nummern 302 und 305.

Der Frankfurter Mobilitätsdezernent Stefan Majer ergänzt: „Wir setzen die Modernisierung unserer Fahrzeugflotte kontinuierlich fort. Zuletzt haben wir im Dezember 2021 mit der Inbetriebnahme der ‚U5‘-Mittelwagen begonnen. Mit diesen in bestehende Verbände integrierbaren Mittelteilen erhöhen wir die Kapazität auf U-Bahn-Linien signifikant. Mit den neuen Straßenbahnen heben wir jetzt unsere Flotte auf ein noch moderneres Niveau und wir werden gleichzeitig das Erscheinungsbild des öffentlichen Verkehrs in Frankfurt nachhaltig prägen.“

Das auffällige neue Design, zu dem auch ein sogenannter Einzug unter der Fensterleiste gehört, der dem Fahrzeug einen leicht rautenförmigen Querschnitt gibt und es elegant wirken läßt, wurde vom französischen Hersteller Alstom, der den Auftrag für den „T“-Wagen erhielt, speziell für Frankfurt entwickelt. Dazu VGF-Geschäftsführer Michael Rüffer: „Wir haben uns bemüht, unseren Fahrgästen und unseren Fahrer:innen mit dem ‚T‘-Wagen ein modernes Fahrzeug zur Verfügung zu stellen, das die Anforderungen in Frankfurt mit dem aktuellen ‚State of the art‘, was Design und Technik betrifft, verbindet. Genannt seien hier exemplarisch die Ambiente-Beleuchtung, eine zusätzliche Fahrgasttür und die geräumigen Gelenkübergänge im Fahrgastraum.“

„Wir bringen jetzt nacheinander neue Straßenbahnen in den Fahrgastbetrieb und können damit ältere Wagen der Typen ‚Pt‘ und ‚R‘  ersetzen. Da wir letztlich mehr Fahrzeuge in Betrieb nehmen als wir ausmustern, kommen wir so der aus der steigenden Einwohnerzahl resultierenden zusätzlichen Nachfrage bis weit ins nächste Jahrzehnt nach“, umriss Majer kurz- und langfristige Aspekte der Beschaffung. Der Mobilitätsdezernent wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass die VGF auch erste Vorbereitungen für eine Beschaffung einer neuen Generation U-Bahn-Wagen treffe. Damit – und mit den neuen Straßenbahnen – würden Frankfurt und die VGF für die Herausforderungen der Zukunft gerüstet sein.

Kurz- und Langversion

Vor fünf Jahren hatte die VGF die Beschaffung von zunächst 38 Niederflurwagen ausgeschrieben, das Unternehmen hatte den Auftrag im Lauf der Jahre aber schrittweise erweitert, um möglichen künftigen Anforderungen – Angebotserweiterungen in Form neuer Linien oder engerer Taktfolgen – gerecht zu werden.  

Alstom wird jetzt bis 2025 insgesamt 58 „T“-Wagen liefern, 24 davon in einer 31,5 Meter langen Standardvariante mit 191 Steh- und Sitzplätzen, 34 als 40 Meter lange Züge mit 248 Steh- und Sitzplätzen. Die Fahrzeuge bestehen in der Kurzversion aus drei, in der Langversion aus vier Teilen. Sie haben vier bzw. fünf Drehgestelle, wovon zwei bzw. drei angetrieben sind. Für Antrieb sorgen „Permanent erregte Synchron-Motoren“, die sich durch eine hohe Energieeffizienz und kleine Bauart auszeichnen. Sie sind außen an den Achsen der Triebdrehgestelle montiert, was wiederum die Instandhaltung vereinfacht.

Neues und Bekanntes für Fahrgäste

Die neuen Fahrzeuge, die technisch auf der Alstom-Serie „Citadis SX05“ basieren, erfüllen die neusten Standards und bieten darüber hinaus im Frankfurter Straßenbahn-Betrieb neue Elemente. Während Video-Ausrüstung und Klimatisierung im Innenraum schon seit Jahren Standard sind, präsentieren sich die neuen Fahrzeuge zu hundert Prozent niederflurig, was durch eine Spezialkonstruktion der Achsen möglich wird. Damit sind sowohl Zu- und Ausstieg als auch der Innenraum barrierefrei.

Obwohl das Fahrzeug mit 2,40 Meter eine für die Frankfurter Straßenbahn normale Breite hat, macht der Innenraum einen geräumigen und übersichtlichen Eindruck. Das bewirken die Faltenbalge zwischen den Fahrzeugteilen, die eine große lichte Weite haben und dadurch einen breiten Durchgang ermöglichen. Große Panoramafenster bieten Fahrgästen nicht nur eine gute Aussicht, sondern sorgen gemeinsam mit einer LED-Beleuchtung im Fahrzeuginnern für angenehme Lichtverhältnisse. Erstmals nutzt die VGF die von Michael Rüffer genannte Ambiente-Beleuchtung, wobei die ausgeprägte Farbenfröhlichkeit nicht übertrieben wurde. Der Lichtton im Fahrgastinnenraum wird abhängig von der Außentemperatur geregelt, was zum Wohlbefinden der Fahrgäste beitragen soll.

Großzügige Mehrzweckflächen gewähren Rollstuhlfahrern, Kinderwagen und Fahrrädern ausreichend Raum. Eine vierte Tür pro Seite – im längeren „T40“-Model sind es fünf – dient dem schnelleren Fahrgastwechsel.  An drei Türen pro Seite sind sowohl bei der kurzen als auch der langen Version manuell ausklappbare Rampen angerbracht. Wie schon beim „S“-Wagen hat die VGF auf anfällige elektrisch ausfahrbare Rampen verzichtet.

Die Straßenbahnen verfügen des Weiteren über ein neues Fahrgastinformationssystem mit zweiteiligen Monitoren. Außerdem sind 16 USB-Ladestationen im Inneren angebracht, beim „T 40“ sind es 18. Die Bahnen bieten darüber hinaus standardmäßig eine Reihe von Optionen: Sie sind sowohl für die Einrichtung von W-LAN vorbereitet, als auch für batterieelektrischen Betrieb nachrüstbar, sollten beim weiteren Ausbau des Frankfurter Straßenbahnnetzes auch fahrdrahtlose Abschnitte zu befahren sein.

Neuer Arbeitsplatz für 885 Fahrer:innen

Auch die Fahrer:innen der VGF dürfen sich auf ein neues Fahrzeug mit einem neuen Arbeitsplatz freuen. Die Sitzposition ist in der Kabine zentral angeordnet und bietet durch die große Frontscheibe eine gute Rundumsicht. Bei den Sitzen hat die VGF auf das bewährte und schon in anderen Frankfurter Fahrzeugen genutzte Modell zurückgegriffen. Neu sind die Kameras, die die Außenspiegel ersetzen. Mit ihrer Hilfe lässt sich das Fahrzeug von der Kabine aus z.B. beim Fahrgastwechsel an Haltestellen auf ganzer Länge auf zwei Monitoren überblicken.

Vor sich haben die Fahrer:innen ein Display für Statusanzeigen und Fehlermeldungen. Befehle können die Fahrer per Touchscreen eingeben. Hier zeigt sich die „Alstom-DNA“ als Hersteller von „großen“ Eisenbahnzügen. Die VGF hat aber auf einen vollständigen Übergang zum Touchscreen verzichtet, Basisfunktionen wie Türöffnung und -Freigabe erfolgen nach wie vor per Taster. Der Wechsel zur neuen Bedienung sollte nicht zu krass ausfallen, da in der VGF-Flotte ältere Fahrzeuge verbleiben, auf die Fahrer:innen problemlos während ihrer Schichten wechseln werden.

Neu sind eine platzsparende Schiebetür zwischen Fahrerkabine und Fahrgast-Innenraum – nicht so „anfällig“, falls Fahrgäste hier Gepäck oder Taschen abstellen sollten – und die Sitzanordnung hinter der Kabine.

Die „T“-Wagen verfügen serienmäßig über das Fahrerassistenzsystem, das die Firma Bosch gemeinsam mit der VGF für den „R“-Wagen entwickelt hat und das den Fahrer:innen hilft, Hindernisse besser zu erkennen und Unfälle zu vermeiden.

40 Meter als neuer Straßenbahn-Standard

Als besonders vorausschauend erwies sich, dass die VGF von Anfang an die Nachrüstung der Fahrzeuge mit einem Verlängerungsmodul mitgeplant hat. So wird die VGF 34 der 58 neuen Wagen als 40 Meter-Version beschaffen.

Die hierfür notwendigen Module sind jeweils 8,5 Meter lang, verfügen über ein angetriebenes Drehgestell, je eine zusätzliche Tür pro Seite und erhöhen die Kapazität der „T 40“-Wagen von 191 auf die genannten 248 Plätze. Auch eine Verlängerung schon bestellter Kurz-Fahrzeuge war möglich, weil die VGF die Voraussetzungen für den Einbau von Mittelteilen bei der Ausschreibung der „T“-Wagen geschaffen hatte. Diese Weitsicht zahlt sich jetzt aus, weil die VGF flexibel war, die Kapazität der Fahrzeuge in der laufenden Bestellung der wachsenden Nachfrage auf Grund des absehbaren Einwohner-, Pendler- und Fahrgastwachstums anzupassen, statt eine Neuausschreibung zu lancieren.

Anpassung der Infrastruktur

Die verlängerten Wagen wird die VGF von Ende nächsten Jahres an zunächst auf der stark frequentierten Straßenbahnlinie 11 einsetzen. Die Haltestellen-Bahnsteige in Frankfurt sind auf eine Standard-Fahrzeuglänge von rund 30 Meter ausgelegt, an einigen Haltestellen sind deshalb Verlängerungen von Bahnsteigen oder kleinere Umbauten angrenzender Verkehrsinseln nötig. Die Bauarbeiten beginnen Anfang 2023, denn Ende kommenden Jahres soll der erste 40-Meter-Wagen in den Fahrgastbetrieb kommen. An den meisten Haltestellen können diese 40-Meter-Einheiten problemlos halten. Grund ist die Anordnung der Fahrzeugtüren, die rund fünf Meter von den Wagenenden entfernt sind. Bei künftigen Bauvorhaben, sei es Modernisierung oder Neubau, plant die VGF soweit möglich mit einem neuen Standardmaß von 40 Metern Länge.  

Alstom-Straßenbahnen: Made in Europe

Mit dem „T“-Wagen beschafft die VGF erneut Fahrzeuge beim weltweit zweitgrößten Schienenfahrzeug-Hersteller Alstom. Das Unternehmen steht wie kein anderes für die Renaissance der Straßenbahn und hat rund um den Globus eine Vielzahl von Fahrzeugflotten erfolgreich auf die Schiene gebracht. Städte wie Paris, Reims, Lyon, Strasbourg, Bordeaux, Barcelona, Rabat, Tunis, Istanbul, Sydney oder Jerusalem vertrauen auf Straßenbahnen aus dem Hause Alstom. Ein Markenzeichen des Unternehmens ist das auf die jeweiligen Städte abgestimmte Fahrzeugdesign.

„Die neue Straßenbahn ist eine echte Europäerin: Teams aus Frankreich, Spanien und Deutschland sind für Entwicklung, Fertigung und Inbetriebsetzung verantwortlich. Damit passen die neuen Trams perfekt zur Europastadt Frankfurt“, so Müslüm Yakisan, Präsident der Region DACH bei Alstom. „Wir freuen uns, die VGF mit unseren Fahrzeugen beim Ausbau ihres Mobilitätsangebots zu unterstützen.“

„Demokratie-Bahn“

Die VGF wird am 9. Dezember insgesamt zwei Fahrzeuge der neuen Baureihe präsentieren. Einer wird die markante Unternehmensfarbe „Subaru-vista-blue“ tragen, der andere eine Beklebung, die auf das Jubiläum der Paulskirche im kommenden Jahr hinweist. „175 Jahre Paulskirche – und damit 175 Jahre Demokratie – ist ein ganz wichtiges Datum im kommenden Jahr, das wir im Mai mit einem großen Fest mit allen Frankfurterinnen und Frankfurtern und vielen Gästen feiern wollen. Wir freuen uns sehr, dass die VGF mit dieser Beklebung eines neuen Fahrzeugs darauf Bezug nimmt“, sagte Bürgermeisterin Eskandari-Grünberg bei der Präsentation der Fahrzeuge im Betriebshof Gutleut.

 

Zwei Clips zeigen, wie der erste T-Wagen nach Frankfurt kam und was das neue Fahrzeug zu bieten hat.